IBC SOLAR AG - ein Pionier hat Erfolg
In Bad Staffelstein ist aber auch der zweitgrößte Photovoltaik-Großhändler Deutschlands angesiedelt, die IBC SOLAR AG. Aus einem nüchternen Zweckbau heraus bietet das Unternehmen ein umfassendes Leistungsspektrum rund um die photovoltaische Stromgewinnung an. Hauptumsatzträger sind Solarmodule, Wechselrichter und Befestigungssysteme. All dies wird in Deutschland flächendeckend über Fachhändler geliefert. Größere Anlagen werden jedoch selbst geplant und schlüsselfertig den Betreibern übergeben.
Urgestein der Solarbranche
Kaum anzunehmen, dass der IBC-Firmensitz zufällig am Ort der Otti-Symposien liegt. Sollte es das Unternehmen nach Bad Staffelstein gezogen haben, um vom dortigen Photovoltaik-Image zu zehren? Udo Möhrstedt, der Allein-Vorstand der IBC SOLAR AG, lacht: "Genau das Gegenteil ist der Fall. 1979 zog ich aus familiären Gründen nach Staffelstein und habe dort 1982 meine Beratungsfirma IBC Solartechnik gegründet. Das waren die ganz frühen Tage der Photovoltaik. An Netzeinspeisung war noch nicht zu denken, wir haben einzelne kleine Insellösungen mit AEG- und Siemens-Modulen konzipiert und aufgebaut.
Durch meine Kontakte nach Japan habe ich dann 1984 die ersten Kyocera-Module nach Europa gebracht. Mir war von Anfang an klar, dass wir der Öffentlichkeit und den potenziellen Kunden die damals noch sehr teure Photovoltaik nur durch eine breit angelegte Informationskampagne näher bringen konnten. Da bot sich das Kloster Banz vor meiner Haustür an, und als ich der Otti-Geschäftsführung vorschlug, dort einen Photovoltaik-Kongress durchzuführen, war diese gleich einverstanden. In aller Bescheidenheit - ich bin Initiator und Mit-Gründer der Symposien in Kloster Banz. Unser erstes Symposium fand am 22. April 1986 statt. Vier Tage später explodierte der Reaktor von Tschernobyl - eine Tragödie, die dann auch die Entwicklung der Photovoltaikdramatisch beeinflusst und beschleunigt hat."
Ganz ohne Zweifel, Udo Möhrstedt ist ein Überzeugungstäter, ein Verfechter der erneuerbaren Energien. Dies zeigt schon die Durchsicht der IBC-Broschüren. Da werden auf den ersten zehn Seiten liebevoll und überzeugend die Vorzüge der Photovoltaik dargestellt, und auf den verbleibenden fünf Seiten wird dann eher beiläufig IBC SOLAR als das Unternehmen erwähnt, über das man die entsprechenden Systeme beziehen kann. Dazu passt dann auch der Bericht von dem Kunden, der in der Frühzeit der IBC-Firmengeschichte eine relativ große PV-Anlage kaufen wollte. Als sich herausstellte, dass er weit überdurchschnittlich Energie verbrauchte, bekam er die Anlage erst geliefert, als er seinen Verbrauch drastisch reduzierte.
Als Pionier der Photovoltaik sieht sich der IBC-Vorstand durchaus, und als solcher wurde er auch vielfach geehrt - sei es zum Beispiel durch die "Bayerische Umweltmedaille", sei es beim diesjährigen Otti-Symposium. Als Missionar für die Photovoltaik mag er sich dagegen nicht sehen: "Ich bin für die erneuerbaren Energien, aber nicht gegen etwas anderes".
Von der Peripherie ins Zentrum Udo Möhrstedt ist einer der wenigen heute noch aktiven Solarpioniere, der die gesamte Entwicklung an vorderster Front mit gestaltet hat. Lange Jahre setzte er sich als Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Solar Energie (BSE) und als Vorstandsmitglied im Deutschen Fachverband Solarenergie (DFS) für eine finanzielle Förderung der Photovoltaik ein. Detailliert berichtet er über die Entwicklung der Branche, die untrennbar mit dem Wachstum von IBC verbunden ist: "Es gibt bei uns einfach zu wenig Häuser ohne Netzanschluss. Nachdem ab 1987 die Netzeinspeisung technisch realisierbar erschien, war uns klar, dass wirkliches Wachstum nur durch netzgekoppelte Anlagen erreicht werden konnte und das wir dafür eine erhöhte Einspeisevergütung benötigten."
1989 kam dann ein erster Erfolg. Das Stromeinspeisegesetz definierte erstmals feste Vergütungen für die Produzenten erneuerbarer Energien. Allerdings wurde alles noch über einen Kamm geschoren - eine PV-Anlage bekam den gleichen Vergütungssatz für eine Kilowattstunde wie eine Wasserkraft- oder Windkraftanlage. Immerhin bewirkte die Wiedervereinigung, dass Staffelstein, einst hoffnungslos abgelegen im grenznahen Oberfranken, auf einmal zentral in der Mitte Europas lag. Als weiteren Erfolg zählt Udo Möhrstedt das 1.000-Dächer-Programm auf. Dessen Auslaufen im Jahr 1994 bescherte der jungen Photovoltaik-Branche und damit auch IBC Solartechnik zwar einen Umsatzrückgang von etwa einem Drittel. Länderspezifische Förderprogramme und die Einführung der kostendeckenden Vergütung in einigen Städten sicherten aber immerhin das Überleben.
1999 konnte Udo Möhrstedt dann die eigentliche Sternstunde der deutschen Photovoltaik-Branche mitfeiern: Das 100.000 Dächer-Solarstrom-Programm trat in Kraft und ein Jahr später das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit seinen an die tatsächlichen Kosten der Photovoltaik angepassten Vergütungssätzen.
Aktiv - doch nicht überall dabei
Dies war dann auch der Zeitpunkt, an dem das Staffelsteiner Unternehmen neu strukturiert wurde. Aus einer GbR wurde mit dem Jahrtausendwechsel eine nicht börsennotierte "kleine" AG - die IBC SOLAR AG. Udo Möhrstedt ist jedoch weit von irgendwelchen Börsenplänen entfernt. Er ist stolz darauf, dass er von Banken und Rating-Experten als "börsenfähig" eingestuft wurde, aber er möchte Herr im eigenen Haus bleiben.
Sein Wachstum kann er aus eigener Kraft finanzieren. Dabei hilft ihm, dass IBC sich weitgehend auf den Großhandel konzentriert und sonstige kapitalaufwändige Aktivitäten aus ihrer Wertschöpfungskette ausgeklammert hat. Hatte man früher noch selbst Wechselrichter in Thyristor-Technik gebaut, so wurde diese Linie mittlerweile aufgegeben; heute bezieht das Unternehmen seine Wechselrichter von SMA, FRONIUS und Sputnik. Auch auf dem Modul-Sektor findet keine Eigenproduktion statt. Allerdings hat IBC SOLAR AG unter dem Namen MEGALINE ("das Top-System von IBC, unser Sahnehäubchen") eine eigene "Premium-Marke" etabliert, die neben Modulen unter anderem auch Halterungssysteme umfasst. Die MEGALINE-Module werden spezifisch von BP Solar und Solon hergestellt; sie bilden etwa 20% des Modulumsatzes von IBC SOLAR.
Die Zusammenarbeit mit Händlern ist absoluter Schwerpunkt der IBC-Aktivitäten. Von Anfang an sieht sich das Unternehmen in der Verantwortung, lokale Händler zu unterstützen. Dies beginnt bei Produktkomponenten, die aufeinander abgestimmt und leicht zu montieren sind. Weitere wichtige Aspekte sind eine umfassende Händlerschulung, Förder- und Finanzierungsberatung. Das Unternehmen kann aber nur weitergeben, was es selbst beherrscht. Daher werden immer dann Projekte selbst durchgeführt, wenn sie neuartige Anforderungen erhalten und der Know-how-Erweiterung der Staffelsteiner Experten dienen.
Auch hier wird aber der lokal zuständige Händler als Subunternehmer beteiligt; er ist dann in der Regel auch nach der Inbetriebnahme der Ansprechpartner des Kunden. Die Fernüberwachung von Anlagen ist allerdings ein Dienstleistungsbereich, der aus Kostengründen zentralisiert betrieben wird. Das Unternehmen ist stolz darauf, dass es den Betreibern seiner Anlagen hier Monitoring als modernen und kostengünstigen Service anbieten kann, durch den Produktionsstörungen und andere Fehlfunktionen sofort sichtbar werden.
Umkehr wird es nicht geben
IBC SOLAR AG ist in den letzten Jahren mit dem Markt gewachsen - also rund 100% pro Jahr. Im letzten Jahr wurden mit etwa 55 Mitarbeiter rund 40 MW Solarmodule verkauft; die Planzahl für 2005 liegt bei 70 MW. Insgesamt hat das Unternehmen bis Ende 2004 etwa 100 MW Photovoltaik-Leistung an den Markt gebracht. Tochterfirmen bestehen in Holland und Malaysia.
Die Zukunft der Photovoltaik und damit auch die Zukunft von IBC SOLAR AG sieht Udo Möhrstedt absolut positiv: "Die Branche ist in Deutschland mittlerweile so groß und wichtig, dass kein Politiker es wagen wird, das Rad zurück zu drehen. Eine Umkehr wird es nicht mehr geben; die Zukunft der Photovoltaik ist sicher. "Die Aussage, dass die deutsche Solarbranche zu wenig exportorientiert sei und das Feld der ausländischen Konkurrenz überlasse, will er auch nicht stehen lassen: "Sicher werden viele Module nach Deutschland importiert, aber bei den Importmodulen kommen etwa 30 Prozent der Wafer und Zellen aus Deutschland."
Beziehen sich Fragen allerdings auf das Innenleben des Unternehmens, so hält man sich eher bedeckt. Als nicht börsennotiertes Unternehmen besteht keine Veröffentlichungspflicht. Umsatz und Gewinn werden nicht bekannt gegeben. Auch sonstige Beteiligungen an anderen Unternehmen der Photovoltaik-Branche sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber immerhin, die Bedeutung der Abkürzung IBC erfährt der neugierige Frager: "International Battery and Solar Power Consulting". Das passt durchaus zum Bild des erfolgreichen Pionier-Unternehmens IBC SOLAR: So weit reicht seine Geschichte zurück, dass die Aspekte der Batteriespeicherung damals eine zentrale Rolle bei Photovoltaik-Systemen spielten.
Auch wenn der Firmenchef diese Aussage nicht gelten lassen will - IBC ist ein Möhrstedt-Unternehmen. Udo Möhrstedt ist Pionier, und er ist erfolgreich. Eine Kombination, die nur sehr selten anzutreffen ist. Er hat in 20 Jahren seinen kleinen PV-Installationsbetrieb zu einem der führenden Photovoltaikunternehmen Deutschlands ausgebaut. Er ist bewusst aus jeglicher Eigenproduktion ausgestiegen, konnte mit MEGALINE aber dennoch eine erfolgreiche Eigenmarke etablieren. Dabei hat er Pragmatismus und Bodenhaftung nicht verloren - was seine Händler können sollen, kann auch IBC SOLAR AG. Er war und ist ein unermüdlicher Verfechter der erneuerbaren Energien, stößt aber Andersdenkende nicht vor den Kopf, sondern lässt jeden nach seiner Fasson selig werden. Ein erfolgreiches Unternehmen zu führen und gleichzeitig sinnvoll für die nachhaltige Zukunft zu arbeiten, macht ihm sichtlich Freude.
Eine wichtige Aufgabe für Udo Möhrstedt ist, das Unternehmen so aufzustellen, dass es auch in Zukunft, nach seinem Rückzug, seinen Schwung beibehält. Je wettbewerbsintensiver der Photovoltaik-Markt wird, je mehr neue Teilnehmer in dieses Wachstumsgebiet einsteigen, desto kleiner wird die Münze, mit der die Loyalität des Einzelhandels gegenüber den Vorlieferanten gehandelt wird. Das Charisma des branchenweit bekannten Pioniers muss dann durch neue Stärken ersetzt werden. Udo Möhrstedt wird sich sicherlich Gedanken darüber gemacht haben, welche diese im Einzelnen sein mögen. Etwas mehr Offenheit in der Kommunikation gehört aber sicherlich dazu. Andere Photovoltaik-Unternehmen sind als börsennotierte Aktiengesellschaften für Außenstehende erheblich transparenter.
Quelle: Erneuerbare Energien Ausgabe 5, Mai 2005